Wie helfe ich mir selbst?

Hinterradnabe F&S 3111

Vorbemerkungen

Ich zeige euch das Einspeichen und Zentrieren an Hand einer Trommelbremsnabe mit 28 Löchern. Diese Methode ist natürlich auch für andere Naben bzw. Felgen mit 32, 36 oder 40 Löchern geeignet. Übrigens ist das mein erstes Rad gewesen, dass ich eingespeicht habe und es war gar nicht schwer und am Ende tadellos. Nur Mut, außer dem Werkzeug (Großer Schlitzschraubenzieher und Nippelspanner) benötigt ihr vor allem 1-2 Stunden Zeit.

Wenn Ihr euch neue Speichen gekauft habt, schlagt sie vorher auf den Tisch auf (am besten gleich beim Fahrradhändler), damit ihr sicher gehen könnt, dass alle Speichen die gleiche Länge haben.


Nabe senkrecht halten. In jedes zweite Loch im unteren Flansch eine Speiche fallen lassen. Eine Speiche davon senkrecht zum oberen Flansch schieben. In des Loch links daneben eine Speiche in den oberen Flansch fallen lassen. Dieses Detail seht ihr im Foto und ist wichtig, damit diese Beschreibung passt. Danach weiter in jedes zweite Loch im oberen Flansch eine Speiche fallen lassen.

Nabe vorsichtig und langsam herumdrehen, damit möglichst wenig Speicher wieder herausfallen. Alle bisher eingelochten Speichen purzeln durcheinander, was aber nicht schlimm ist. Jetzt wieder in jedes zweite (also noch freie) Loch eine Speiche fallen lassen. Am besten wieder am unteren Flansch beginnen.

 

Jetzt bringen wir mal Ordnung in das Stachelschwein: Nabe waagerecht vor euch halten. Abwechselnd seht ihr im Nabenflansch Kopf- und Rückenspeichen. Nehmt eine beliebige Kopfspeiche und steckt sie durch ein beliebiges Felgenloch – aber eins auf der euch zugewandten Felgenseite – und verschraubt sie dort locker mit einem Speichennippel. Merken: Die Speichen einer Flanschseite werden immer nur in die Löcher der gleichen Seite der Felge verschraubt. Wenn ich im Folgenden vom nächsten Loch spreche, dann ist damit das nächste Loch auf der euch zugewandten Felgenseite gemeint.

Danach zählt ihr im Uhrzeigersinn die dritte Rückenspeiche ab und führt sie nach links hinter der bereits befestigten Kopfspeiche in das nächste Loch hinein, wo sie befestigt wird.


Die ersten beiden Speichen sitzen. Weiter geht es im Uhrzeigersinn, bis alle Speichen auf dieser Flanschseite befestigt sind: Die nächste Kopfspeiche in die Hand nehmen, die dritte Rückenspeiche von hier aus wieder hinter der Kopfspeiche hindurch im nächsten freien Loch befestigen. Dann die zuvor ergriffenen Kopfspeiche im nächsten Loch (immer im Uhrzeigersinn) befestigen. Und so weiter…


Rad herum drehen. Alle Speichen auf der euch zugewandten Seite sind noch lose. Nehmt eine beliebige Rückenspeiche und schiebt sie parallel zur Achse zur anderen Flanschseite. Das nennt sich schießen. Der Kopf der Speiche trifft dort hoffentlich dicht links neben den Kopf einer gegenüber liegenden Speiche (wenn nicht wurde Schritt 1 falsch ausgeführt: Jammer, alles noch einmal!). Die getroffene Speiche bis zur Felge verfolgen. Die geschossene Speiche wird in das nächste Loch links befestigt….Stopp: Erst die nächsten beiden Kopfspeichen rechts davon nach links rüber legen, damit sie nicht gebogen werden müssen. Jetzt kann die Rückenspeiche befestigt werden.

Von der eben befestigten Rückenspeiche die dritte Kopfspeiche im Uhrzeigersinn nehmen und nach links über die eben befestigte Rückenspeiche führen und im nächsten Loch befestigen. Jetzt die im Uhrzeigersinn nächste Rückenspeiche nehmen, schießen usw. bis alle Speichen befestigt sind.


Das Rad waagerecht auf den Schoß legen und alle Speichennippel rundherum mit dem Schraubenzieher soweit anziehen bis nur noch drei Gewindegänge der Speiche vor dem Nippel zu sehen sind. Sollte bei den letzten Speichen bereits ein unangenehmes knackendes Geräusch auftreten, bitte vier Gewindegänge bei jeder Speiche stehen lassen. Zweck der Übung: das Rad erfährt eine erste gleichmäßige Spannung.


Jetzt kommt der Selbsttest, der euere Fähigkeiten auf den Prüfstand stellt: Baut drei gleich hohe Böcke auf (Schubladen, Holzbretter etc.) und legt das Rad mit der Felge darauf. Ich bringe zwar nur 70 kg auf die Waage, dennoch habe ich diesen Test zunächst der Tochter unserer Freunde durchführen lassen. Herzlichen Dank an Zoé-Sophie für die Teilnahme und das Foto! Danach habe ich mich darauf gestellt und bin in kleinen Schritten rundherum auf alle Speichen getreten. Danach das Rad herumdrehen und auch auf dieser Seite herumlatschen. Aber wozu das ganze? Durch den Druck des Körpergewichts kommt Spannung auf die Schraubverbindung zwischen Nippel und Speiche, in Folge dessen sich das Gewinde setzt und die Spannung der Speichen nachlässt. Fiese Fahrradwerkstätten führen diesen Schritt nicht aus. Die Folge: Die Gewinde setzen sich bei der ersten Fahrt (das typische Knacken ist zu hören). Dadurch ergibt sich ein Seitenschlag in der Felge = Mehrbelastung einiger Speichen = Speichenbruch = Werkstattbesuch usw. Habe ich selbst oft erlebt.


Nachdem sich die Speichen gesetzt haben, noch einmal alle mit dem Schraubenzieher nachspannen, bis nur noch ein Gewindegang an der Speiche zu sehen ist (gilt wenn ihr beim ersten Mal drei Gewindegänge stehen lässt).


Jetzt ist das Rad reif für den Zentrierständer. Achtung: die nachfolgenden Tipps sind nur für Vorderräder und Nabenschaltungen zutreffend, nicht aber für Hinterradnaben mit Mehrfachzahnkränzen. Wenn Ihr keinen Zentrierständer besitzt, stellt das Fahrrad auf den Kopf, baut das Rad ein und befestigt zwei Kabelbinder an der Gabel auf Höhe der Felge. Die Kabelbinder so abschneiden, dass ihr einen Seitenschlag der Felge messen könnt. Der Kabelbinder muss aber noch drehbar sein, um den Abstand zur Felge einstellen zu können.

Mit Zentrierständer geht natürlich alles einfacher: Rad darin befestigen, drehen lassen und beobachten. Die Seite mit dem größten Ausschlag ist interessant. Den Seitenbegrenzer (oder Kabelbinder) so nah oder auch fern an diese Stelle heranführen, bis die Stelle mit dem größten (und nur mit dem größten) Seitenausschlag genau lokalisiert werden kann, egal auf welcher Seite. Die Speiche an der Stelle und auf der Seite mit dem größten Ausschlag um eine halbe Umdrehung lockern, die benachbarten Speichen auf der Gegenseite um eine Viertelumdrehung anziehen. Wie muss ich den Nippelspanner drehen, um die Nippel zu lockern oder festzuziehen? Genau andersrum als beim normalen Schrauben. Am besten ihr legt euch eine Speiche mit Nippel zurecht, an der ihr das ausprobiert.

Wichtig bei diesem Schritt: Immer nur den größten Ausschlag im Auge behalten. Vermutlich werdet ihr immer wieder an der selben Stelle landen. Das macht nichts. Immer in kleinen Schritten arbeiten, sonst kann viel verbockt werden.

Wenn der Seitenschlag nur noch sehr gering ist (Perfektionismus treibt die Arbeitszeit in die Höhe) wird der Höhenschlag überprüft. Das geht mit dem Zentrierständer einfach, ansonsten nur nach Augenmaß.

Rad drehen und Höhenschlaglehre an die Felge heranführen. Nur die Stelle mit dem höchsten Ausschlag wird behandelt: An dieser Stelle die Speichen beider Seiten eine halbe Umdrehung anziehen, usw. bis es geschafft ist.

 

Wenn ihr meint fertig zu sein, zupft an den Speichen. Sie sollten alle etwa den gleichen Klang hervorbringen. Sollten Oktaven dazwischen liegen, stimmt etwas nicht.

 
   
Doc Bonanza
 

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