Neuer Road Captain: TomTom Rider 400

Das neue TomTom Rider400 an der Honda NC700S

Bedrucktes Papier mit vielen bunten Linien die maßstabsgetreu das Straßennetz darstellen, ein Filzstift und GoogleMaps waren bisher meine erste Wahl für die Navigation. Insbesondere bei Offroad-Passagen kam zusätzlich noch das Garmin GPS60csX zum Einsatz.

Das Prozedere ist allerdings doch recht zeitraubend und hat große Schwächen bei Fahrten im Dunkeln und in Städten. Und überhaupt verlangt das Fahren nach Karten für meinen Geschmack nach zu viel Aufmerksamkeit. Multitasking ist nicht so mein Ding.

Für eine ausgedehnte Urlaubstour mag das analoge Planen noch einen gewissen Spaßfaktor haben und evtl. eine bessere Übersicht bieten, aber die Tagestouren mehr oder weniger Detailliert händisch zusammen zu basteln nervt. Insbesondere bei Alltagsfahrten von A nach B (oder C), die man trotzdem möglichst kurvenreich und schön fahren will ist der Aufwand einfach unverhältnismäßig und zeitraubend. Das Garmin GPS-Gerät fungierte bei mir mangels Bedienerfreundlichkeit bisher auch mehr als Aufzeichnungsgerät denn als Navigationshilfe. Wenngleich es für Offroad-Ausflüge nach wie vor gute Dienste leistet.

Die bisherigen Tests mit diversen Navigationseräten und Smartphone-Apps fand ich leider auch allesamt ziemlich gruselig – bis ich auf der Tiger-Alpen-Tour bei Dr. Gleich mit Erstaunen sah, dass das Motorradnavi von TomTom offenbar tatsächlich was kann.

Daraufhin musste natürlich gleich eines der schicken neuen Rider400 zum Testen ins Haus. Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten (welche durch die Lektüre der Bedienungsanleitung hätte vermieden werden können, aber wer liest schon Bedienungsanleitungen?) sind wir schnell dicke Freunde geworden, der Herr TomTom und ich.

Ich bin ja nicht nur ein Freund von Kurven sondern ebenfalls von kleinen Straßen und „Entdeckungstouren“. Das TomTom – mit den entsprechenden Einstellungen – offenbar auch:

Über Landwirtschaftspfade vom Odenwald nach Stuttgart
Straße nach Stuttgart á la TomTom.

Die Eckdaten des TomTom Rider 400

Display: 4,3 Zoll TFT Touchscreen
Karten: Kartenmaterial für 45 Länder
Gehäuse: IPx7 Wasserdicht
Speicher: Micro-SD Karten bis 16 GB
Anzeige: Quer- oder Hochformat
Routenberechnung: Verschiedene Modi für Motorradfahrer
Akkulaufzeit im Test: gute 6 Std.

Die Routenplanung:

Funktioniert am Gerät einfach und intuitiv. Besonders interessant finde ich, neben den üblichen Features (siehe unten), die Möglichkeit das Navi eine Rundtour planen zu lassen. Einfach ein Gebiet auf der Karte auswählen, und Mister Rider schlägt die aufregendste Rundtour vor.
Auch überraschend gut arbeitet die Kurvensuchfunktion „spannende Tour planen“. Immer wieder finden sich ein paar nette, bisher unentdeckte Straßen darunter. Oft auch wirklich kleine (legale) Landwirtschaftswege. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber einem alten Blümchenpflücker wie mir gefällt’s sehr gut.
Auch wenn das bei meinen Touren bisher ziemlich gut funktioniert hat, basiert die Routenplanung natürlich trotzdem nur auf einem Algorithmus. So bleibt es nicht ganz aus, dass die Route einem durch eine Ortschaft oder eine schmale Gasse führt, die man als Ortskundiger vielleicht eher umfahren hätte. Aber die Zeiten als das Navi Autobahn Auf- und Abfahrten als kurvenreiche Strecke interpretiert hat, sind definitiv vorbei.

Die MyDrive Software

TomTom-RIDER-und-MyDrive-Software

Die Software habe ich – außer für Updates – ehrlich gesagt noch nicht groß benutzt, da sich alle Einstellungen recht komfortabel am Display einstellen lassen. Nach dem ersten Eindruck zu urteilen, scheint mir das TomTom MyDrive Connect für Planungs-Freaks, die gerne stundenlang eine Route am PC planen um dann eine Tour von 200 km zu fahren, eher weniger geeignet. Dafür lassen sich aber fertige GPX-Routen problemlos importieren.

Im Alltag begeistert mich das Navi vor allem auch immer dort, wo ich eine Strecke netter gestalten möchte, als die üblichen, wenig spannende Fahrten über Bundesstraßen und Autobahn. So wurde zum Beispiel die Hin- und Rückfahrt vom Odenwald nach Stuttgart mit 3 Klicks eine tolle, entspannte Motorradtour über bisher unbekannte Strecken.

road-to-odenwald

Die Extras

Neben der „Roundtour-Planung“ bietet Tom² noch einige weitere nette Biker-Features, wie die Wahl von besonders Kurvenreichen Straßen und Bergstraßen. Auch lässt sich das Navi einfach ins Hochformat drehen, womit man die Strecke etwas weiter voraus sehen kann.

TomTom-RIDER-am-Lenkrad_vertikal

Sehr schön finde ich auch das Lifetime TomTom Traffic, welches – in Verbindung mit einem Smartphone – die aktuellen Verkehrsinformationen anzeigt. Das benötigte Datenvolumen hält sich dafür in Grenzen. TomTom gibt den „Verbrauch“ mit ca. 7MB pro Monat, bei einer täglichen Fahrt von einer Stunde zur Stoßzeit an.

Auch die Übertragung der Ansagen über Bluetooth funktioniert mit dem N-Com einwandfrei. Glücklicherweise ist die Anzeige aber so aufgeräumt und übersichtlich, dass dies nicht wirklich notwendig ist. Gut so, denn mir gehen diese dominanten Richtungsbefehle immer recht schnell auf den Senkel. Allerdings können neben der Ansage auch die Musik und eingehende Anrufe über das Gerät gesteuert werden. Das kommt mir wiederum sehr entgegen.

Gerät und Halterung

halterung

 

TomTom hat ganz offensichtlich aus den Mängeln des Vorgängermodels gelernt und dem Gerät eine sehr gute und vor allem stabile Lenkerhalterung spendiert. Da rüttelt sich auch bei starken Eintopfvibrationen nichts mehr ab.

Auch das Gerät selbst macht einen sehr hochwertigen Eindruck.
Das Display lässt sich bei Tag und Nacht sehr gut ablesen und Wetterfest ist das Navi selbstverständlich auch gemäß IPX 7.

Das gefällt mir:

  • Das Gehäuse: optisch sehr edel gestaltet und auf den ersten Blick ausreichend robust.
  • Akkulaufzeit: Auch ohne Kabelanschluss für die meisten Tagestouren ausreichend.
  • Display: ausreichend groß, klar und auch bei Sonneneinstrahlung gut zu lesen.
  • Bedienung: das Menü ist super intuitiv zu bedienen (OK, ich bin das Garmin 60Csx gewohnt. In der Beziehung bin ich also leicht zu begeistern 😀 ).
  • Einfache Routenplanung direkt am Display
  • Schnelle Verbindung mit Handy ins Internet
  • Gute „Kurvensuchfunktion“

Die Funktionen im Überblick

  • Kurvenreiche Straßen: Finde die aufregendsten kurvenreichsten Strecken und vermeide langweiliges Geradeausfahren.
  • Bergstraßen: Bleib auf Meereshöhe oder erklimme die höchsten Berggipfel
  • Rundfahrt planen: Einfach das Gebiet bestimmen und der TomTom Rider findet die aufregendste Strecke.
  • Porträtansicht: Einfach das Gerät in die Porträtansicht schwenken und mehr von den Kurven auf der Strecke voraus sehen.
  • Routenplanung am Computer: Plane die Fahrt, bevor es losgeht.
  • Routen teilen: Teile die Route mit anderen Fahrern, vor Fahrtbeginn, unterwegs oder später zuhause.
  • Lifetime TomTom Traffic: Unterwegs mit Echtzeit-Verkehrsinformationen.
  • Sprachansagen via Bluetooth: Sprachansagen werden auf das Headset übertragen, um sich jederzeit voll und ganz auf die Straße konzentrieren zu können.
  • Strecken Unterstützung: Strecken hochladen (im GPX Format) und der TomTom Rider weist den Weg.
  • Freisprechen: Telefonieren während der Fahrt bei (via Bluetooth) verbundenem Smartphone und Headset.
  • Wetterfestes Design: Wasserdicht gemäß IPX 7.
  • Handschuhbedienbares Display: Den TomTom Rider auch mit Motorradhandschuhen bedienen.
  • Ablesbarkeit bei Sonnenlicht: Verschiedene Farboptionen für verschiedene Tageszeiten.
  • Tourenaufzeichnung: Touren aufzeichnen und zu jeder Zeit das Abenteuer noch einmal erleben.
  • Tourenstatistik: Sehen wie weit und wie schnell man unterwegs war und wie lang eine Tour gewesen ist.
  • Vollständig interaktives Display: Zoomen mit zwei Fingern und wischen, um mit der Karte zu interagieren.
  • POI: Die besten Sonderziele für Motorradfahrer.
  • Kartenmaterial von 45 Ländern in Europa (inkl. Radar-Warner).

Was noch schön wäre:

  • Auch wenn ich es bisher nicht vermisst habe, die Verwendung von fremden Kartenmaterial wie OpenStreetMaps wäre schön. Für Offroadtouren ist das TomTom aufgrund der fehlenden Möglichkeit fremdes Kartenmaterial wie OpenStreetMaps einzuspielen und mangels „Luftlinienplanung“ eher ungeeignet.
  • Zumindest die Zeitweise für Motorrad gesperrten Strecken sind (noch?) nicht hinterlegt.  (Was mich persönlich wenig stört. Für eine schöne, freie Strecke kann man schon hin und wieder mal 20€ Maut bezahlen, finde ich. 😉 )

tl;tr: Das TomTom Rider 400 ist ab sofort mein neuer Roadcaptian und bekommt von mir ganz klar das Prädikat „Empfehlenswert“.

Fotos: Ernie Troelf, TomTom 
Links: TomTom, TomTom Rider 400 Motorradnavigationsgerät bei Amazon

Von ernie-troelf

Vespa V50 | Yamaha SR 500 | Honda CRF 250L | Honda NC 700S | Beta Rev3

7 Kommentare

  1. Wie schauts mit OSM-Material aus?

    Als alter Garmin-Hase hatte ich mich damals ja für ein Zumo entschieden, eben weil es problemlos auch zusätzlich OSM nutzen kann und ich obendrein nur eine Software zur Verwaltung der Wegpunkte und Caches zwischen Oregon und Zumo benötige.

    Gut, hochkannt kann das nicht, aber ich sehe da für mich eher keinen Vorteil, da ich lieber rechts und links mehr sehen will, um mal von der berechneten Route abzuweichen.

    1. Ja, die Hochkant-Geschichte habe ich bisher auch noch nicht wirklich genutzt.
      OSM-Karten nimmt das Rider leider nicht. Siehe „Was noch schön wäre…“.

      1. Oha, peinlich, dass ich das sogar bei mehrmaligem Lesen übersehen habe. -.-

        Das mit OSM ist schon sehr praktisch bei Garmin, zumal bei routingfähigem OSM-Material sich die Karten gegenseitig ergänzen.

  2. Schön ausführlicher Testbericht! Danke dafür! Sowas hilft echt bei der Kaufentscheidung 🙂 Habs mir gestern gekauft und bin wirklich zufrieden mit dem Ding(jedenfalls hat es mich zuverlässig durch ein übles Gewitter nach Hause navigiert ;))
    Liebe Grüße

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