Mit Continental auf Kreta – Vorstellung des TrailAttack 3


Dieser Artikel erschien zuerst bei:
KRADblatt – DAS norddeutsche Motorradmagzin


Auf Einladung von Continental reiste ich für das Kradblatt Ende März auf die „Trauminsel der Götter des Olymp und der Motorradfahrer“ um das neueste Produkt der Korbacher Traditionsfirma, den ContiTrailAttack 3, im Praxistest genauer unter die Lupe zu nehmen. 

Kreta, die größte aller Hellas-Inseln, sollte uns dafür als Ausgangspunkt dienen. Nicht zuletzt wegen ihrer vielfältigen Landschaften von feinsandigen Stränden bis zu den 2500-Meter hohen „Weißen Berge“ eine hervorragende Wahl. 

Durch die massiven Unwetter, welche im Februar über die Insel wüteten, entwickelten sich die kurvigen Berg­straßen in ein äußerst anspruchsvolles Testgelände mit ständig wechselnden Untergründen. „Es sieht hier so aus, als wären wir bombardiert worden“, wie selbst der Bürgermeister von Platanias, Ioannis Malandrakis, im griechischen Fernsehen sagte. Genau das war stellenweise auch mein Gedanke. Erdrutsche, weggebrochene Straßenteile, tiefe Schlaglöcher, viel Dreck und Matsch und sogar weggespülte Häuser waren in einigen Regionen das prägende Straßenbild. Schlimm für die Bewohner, aber gar nicht mal so unpraktisch für einen Test im Reiseenduro-Segment.

Der ContiTrailAttack 3 löst nach sieben langen Jahren den TrailAttack 2 ab und ist dabei nicht nur eine dezente Weiterentwicklung seines Vorgängers, sondern ein über Karkasse, Compound bis hin zum Profildesign komplett neu entwickelter Allrounder mit hervorragenden Langstreckenqualitäten. 

Ausgezeichnet ist der Reifen für 90% Straßeneinsatz und 10% Offroad. Die gleiche Gewichtung trifft nach meinem Dafürhalten auch auf das uns bereitgestellte Testfahrzeug, die BMW R 1250 GS, zu. Mit 136 PS und einem Drehmoment von 143 Nm bei 6250U/min ein klassisches Beispiel der immer stärker und schneller werdenden Reiseenduros. So verwundert es nicht, dass die Reifen für diesen Bereich immer deutlicher die straßen-sportlichen Qualitäten hervorheben, was man auch beim TrailAttack3 mit einem Blick auf das Profil schon erahnen kann. 

Was man dem Profil jedoch nicht unbedingt ansieht, ist, wie gut er auch auf gemäßigten Off­road­pisten funktioniert. Keine Ahnung wo der Gummi abseits der Straße die Traktion hernimmt, aber irgendwie zauberte er sie selbst in den relativ groben Schotter entlang der malerischen Küste bei Kalyviani, im äußersten Westen der Insel. Genau dorthin führte uns der Guide von Edelweiss Bike Travel nämlich direkt nach ein paar Kilometer Landstraße zum warm werden. 

Wobei sich das „warm werden“ in diesem Fall ausschließlich auf die zum Teil noch etwas verschlafenen Fahrer bezieht. Der TrailAttack3 ist nämlich bereits nach lächerlichen 1500 Metern in seinem optimalen Temperaturfenster von 20 bis 25°C angekommen. Und dank dem bereits vom ein oder anderen Produkt der Conti-Palette bekanntem TractionSkin, einer speziellen, aufgerauten Reifenoberfläche und dem Verzicht von Trennmittel in den Reifenformen, entfällt auch die Einfahrzeit nahezu komplett und wir konnten, trotz fabrikneuer Bereifung, direkt nach der kurzen Fahrt durch das kleine Örtchen Spilia im Nordwesten der Insel mit Freuden und Vertrauen die amtliche Leistung der GS genießen.

cof

„100% Vertrauen“ – so lautet auch das Motto für den TrailAttack3 – und tatsächlich vermag das Paket an neuer Technologien, welche in die Entwicklung des Reifens geflossen sind, dieses hundertprozentige Vertrauen in kürzester Zeit aufzubauen. Und auch wenn er nicht primär für Ausflüge in grobes Offroadterrain gedacht ist, verschafft er seinem Piloten dieses Vertrauen sogar auf auf Kretischen Küstenstraßen mit längeren Sand- und Schotterpassagen überraschend gut. Grundvoraussetzung für diese grundsätzliche Offroadtauglichkeit ist, neben dem Profildesign zur möglichst schnellen Selbstreinigung, besonders auch eine gewisse Steifigkeit und Durchschlagsresistenz der Karkasse. 

Das dies auch möglich ist, ohne den Fahrkomfort auf der Straße auch nur im geringsten zu beeinträchtigen, konnten wir im weiteren Verlauf unserer Tour feststellen. Von der Südküste aus schraubten wir uns auf kleinen, gewundenen Sträßchen mit unzähligen engen Kehren in Richtung der 2.500 Meter hohen
 „Weißen Berge“.

Die anspruchsvolle, teils einspurige Strecke durch die enge Schlucht Samariá Gorge bietet wohl nicht ganz so viele herrliche Aussichten, wie wie die Fahrt entlang der Westküste, gehört dafür aber ab sofort zu meinen persönlichen Top-Motorradstraßen Europas. Besonders überrascht war ich, wie sportlich man mit dem neuen Conti-Reifen aus den Kehren heraus beschleunigen kann, ohne dass die Sensoren der Traktionskontrolle ein Eingreifen für nötig gehalten hätten. 

Bereits ab ungefähr 1.000 Höhenmetern war die weitere Umgebung noch mit reichlich Schnee bedeckt und das abfließende Schmelzwasser bescherte uns dabei gleich noch einen kleinen Nass-Test ohne Regen. Auch hier büßte der Reifen trotz fahrerischer Attacke nichts vom aufgebauten Vertrauen ein. Bei einem kleinen Bremstest konnte ich subjektiv keine nennenswerte Bremswegverlängerung zum trockenen Asphalt feststellen. 

Die Lefka Ori, wie die weißen Berge auf griechisch heißen, sind das größte Bergmassiv der Insel und bieten ein entsprechend imposantes Panorama. Wenn man sich diese massiven, weißen Riesen so betrachtet, kommt man nicht unbedingt auf die Idee, dass die zentrale Gipfelregion der Lefka Ori als edaphische Hochwüste zu den wenigen europäischen Wüstengebieten zählt. Am Samariá Canyon, eine der längsten Schluchten Europas, überraschte mich außerdem eine fantastische Aussicht auf eine alpine Landschaft, die ich so auf Kreta wirklich nicht erwartet hätte. 

Von dem beeindruckendem Bergmassiv zwirbelten wir uns dann auf einer Achterbahn-Bergstraße, welche quasi ausschließlich aus Haarnadelkurven bestand, wieder herab in die wärmeren Gefilde der griechischen Insel. Hier waren die Erdrutsche besonders massiv und die Straße immer mal wieder übersät mit Schlamm, Steinen, Sand und allem was sich in der Natur eben so nach einem Meter Regen innerhalb von 24 Stunden gerne selbständig macht. Der Reifen lies sich jedoch von alledem nicht verunsichern und funktionierte selbst bei den widrigsten, ständig wechselnden Untergründen wie auf frischem Asphalt in Wettbewerbsqualität und konnte einmal mehr seine guten Selbstreinigungseigenschaften durch das nach außen öffnende Profil beweisen. 

Neben der Vielzahl von Kurven und Kehren, dass einem schwindelig wird, bietet die Insel hier auch viele idyllische Sträßchen durch verschlafene Dörfer und reichlich Möglichkeiten zum Rasten und Einkehren. Verkehr ist nur wenig vorhanden (was in unserem Fall aber auch an Erdrutschen gelegen haben könnte, die das Vorankommen auf vier Rädern nicht gerade einfacher machten) und die Verkehrsregeln werden im Allgemeinen auch eher großzügig ausgelegt. Nicht zu vergessen, die oft atemberaubenden Aussichten auf das Mittelmeer und die Landschaften. Kurz gesagt, bietet Kreta alle Zutaten für eine unvergessliche Motorradtour. Und das gleichermaßen für Straßenfahrer und Schotterpisten-Fans. Egal ob Blümchenpflücker oder sportlich orientierte Fahrer. Hier sollte jeder auf seine Kosten kommen, der Kurven liebt. Lediglich Dragracer sollten die Insel besser meiden. Die einzigen kerzengeraden Stücke Asphalt dürften wohl die Start- und Landebahnen der beiden Flughäfen sein.  

Insbesondere sportlich orientierte Weitreisende und Vielfahrer sollten übrigens mal einen näheren Blick auf den TrailAttack3 werfen. Mit einer Profiltiefe von 5 mm vorne und 9 mm am Hinterrad ist er nämlich auch ein echter Dauerläufer. Laut Aussage von Contis Cheftestfahrer Malte-Lauritz Bigge soll der Reifen selbst nach 3.500 sportlichen Kilometern im Test noch mehr Profil auf dem Gummi gehabt haben, als ein vergleichbarer Mitbewerber im Neuzustand. 

Stabil im Schotter, agil auf der Straße, mit präzisem Einlenkverhalten und angenehm dezentem Aufstellverhalten, dabei extrem haltbar und quasi vom Stand weg im optimalen Performance-Fenster. Mit der dritten Evolutionsstufe des TrailAttack haben sich die Korbacher offenbar schwarzer Magie bedient. Die Zaubersprüche bestehen aus den Begriffen TractionSkin (sichere und kurze Einfahrzeit), MultiGrip (abriebfester Mittelbereich, weicher Schulterbereich), ZeroDegree (geringe Kickbackneigung und Hochgeschwindigkeitsstabilität), RainGrip (verbesserte Haftung auf nassem Untergrund), Easy Handling (berechenbares Handling auch bei wenig stabilisierenden Kreiselkräften), Performance Over Time (konstante Performance) und ist komplett „Made in Germany“.

Der Reifen ist übrigens bereits seit Beginn des Jahres in nahezu allen Dimensionen und mit über 90 Freigaben im Handel erhältlich. Alle Freigaben und Infos findet ihr im Web unter continental-reifen.de/motorrad

Fazit: Der TrailAttack3 wurde durch ein ganzes Bündel an innovativen Techniken zum echten Allroundtalent und dürfte viele Reiseenduro-Freunde mit sportlicher Orientierung glücklich machen und Kreta ist tatsächlich eine „Trauminsel für Motorradfahrer“. Ich jedenfalls habe Blut geleckt und werde die Insel im September nochmal ausführlich in privater Mission unter die Lupe nehmen.

Von ernie-troelf

Vespa V50 | Yamaha SR 500 | Honda CRF 250L | Honda NC 700S | Beta Rev3

2 Kommentare

  1. Mangels passender Alternativen werde ich mir den TA3 für meine Alp holen. Ich bin gespannt, wie er sich schlägt.

    1. Mangels Alternativen? Ich dachte für die Alp gibt es eine recht breite Palette zur Auswahl.
      Bin auf deine Meinung zum TA3 gespannt….

Kommentare sind geschlossen.