Gas auf löst Probleme – Supermoto Training in Marktl

kom marktl Supermoto hieß das letzte benzingetriebene Pilgerziel von @edigixxer, @griesgram999 und mir. So fuhren wir Karfreitag gen Süden und fanden in einer unscheinbaren Karthalle am Bahnhof in Marktl unseren Messias Hans Eder, der uns eine fundierte Supermoto- und Drift-Messe bescherte…

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Nach dem Trial-Training neulich in den Pyrenäen nun also schon wieder ein Bayer namens Hans. Wieder einer, der für meine hessischen Ohren ein kurioses Ausländisch spricht. Und wieder ein Bayerhans der es trotzdem schafft, mir die Dinge, die das Motorradfahren schneller und sicherer machen, verständlich und unkompliziert zu erklären.

Hans Eder, seines Zeichen Supermoto-Experte, der sich auch erfolgreich als Teambetreuer von Andreas Rothbauer im Team Supermo.to / Honda Austria Racing der Österreichischen Meisterschaft engagiert und die Hobby-Rennserie G-Cup ins Leben gerufen hat, beginnt seine Predigt mit dem Zitat Jesumo:

Gas auf löst Probleme!

Die Gashand, so Hans Dampf, ist nämlich die beste Fahrwerks-Einstellschraube und es lohnt sich im Zweifel fast immer (mit Gefühl!) Gas zu geben.

So ist das in den Kurven nach außen schiebende Vorderrad meist kein Problem des schlecht eingestellten Fahrwerks, sondern des geschlossenen Gashahns. Die Stellung des Gasgriffes entscheidet nämlich maßgeblich über die Gewichtsverteilung des Motorrades auf Vorder- und Hinterrad. Mit dem minimalen Energieaufwand eines marginal gedrehten Handgelenks lassen sich schnell mal 50 Kilo „Übergewicht“ vom Vorderrad nach hinten verschieben. Dazu ist es nicht mal notwendig das Motorrad wirklich zu beschleunigen, aber ein gleichmäßiges und gefühlvolles Gasgeben direkt nach dem Umlegen des Motorrades am Anfang der Kurve erhält die Balance und „behält das Hinterrad im Spiel“.

 

Die Ideallinie verlässt niemals die Strecke

Nach ein paar Turns zum Warm werden begaben wir uns per Pedes zur gemeinsamen Prozession über die 490 Meter lange Kartbahn, die gefühlt quasi nur aus unfahrbaren Ecken und Kanten besteht. Erstaunlich, wie viele Kurven nach ausgiebigen Gebeten zur Blickführung und Kurventechnik, auf einmal gar nicht mehr vorhanden waren.
Weil nicht immer alles was sich einfach anhört auch leicht umzusetzen ist, sorgten für die folgenden Turns einige imaginäre Felsen in Form von Flatterbändern und Markierungen für ein besseres Erinnerungsvermögen an den rechten Weg, der wiederum nur mit der richtigen Blickführung und mit der richtigen Kurventechnik einzuhalten war.

Kurventechnik und Beinarbeit

Und Gott schuf die Fliehkraft…
Weniger Schräglage bedeutet mehr Grip. Deshalb hängen sich die schnellen Jungs in den Kurven neben das Motorrad um der Fliehkraft entgegen zu wirken. Das Knie auf dem Boden bringt dabei Sicherheit durch ein besseres Gefühl für die tatsächliche Schräglage und die Möglichkeit das Motorrad zu führen. Auf einem Supermoto- oder Endurokrad ist es aufgrund der Sitzhöhe jedoch nicht nur ungleich schwerer das Knie auf den Boden zu bekommen als bei einem Rennsemmel, mit einen Hang-Off hätte man auch ziemlich schlechte Karten die engen und schnell aufeinanderfolgenden Kurven einer Kartbahn zu meistern.

Deshalb wird beim Sumo, ähnlich wie beim Cross, das Motorrad stark in die Schräge gedrückt während der Pilot relativ aufrecht Sitzen bleibt und statt dem Knie den Fuß zur Stütze neben dem Motorrad führt. Normalerweise wird das Bein zur Einlenk- und Gleichgewichtshilfe ausgestreckt neben dem Vorderrad geführt und nur bei Bedarf zur Korrektur oder zum extremen Slide auf den Boden gesetzt. Für das Training setzten wir den Fuß jedoch zur Einfachheit in jeder Kurve direkt auf den Boden und ließen ihn mitschleifen. Damit die Bremswirkung der Sohle die Angelegenheit nicht unnötig verkompliziert, bekamen wir Stepp-Stiefel mit Stahlplatten auf den Sohlen.

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Durch die aufrechte Sitzposition und der Unterstützung des Fuß-Schleifers können so wegen zu wenig Grip schnell ausscherende Räder während der extremen Schräglage locker aufgefangen und ausgeglichen werden. In Verbindung mit der richtigen Arm- und Körperhaltung (Startnummernbiss) sind so sehr schnelle Reaktionen und Richtungswechsel möglich und der Platzbedarf ist in engen Kurven wesentlich geringer, als bei anderen Kurventechniken. Kurz: „Drücken“ spart Platz und das Bein bringt Sicherheit bei Grippverlust.

Nach einigen Turns, in denen mehr oder weniger erfolgreich versucht wurde die Theorie in die Köpfe zu fahren, stand zu guter Letzt „richtig Driften“ auf dem Stundenplan. Mit dem richtigen Bremspunkt, ausreichend Schräglage und der richtigen Beinarbeit führt diese hohe Kunst geschwind und stet auf den rechten Weg der Kurvenlinie.
Doch um die vielen neuen Erkenntnisse und Eindrücke über Blickführung, Beintechnik, Fußrastendruck, Sitzposition, Startnummern-Biss, Ideallinie und Kurventechnik innerhalb eines Tages auf einmal richtig umzusetzen reichen leider keine warmen Worte und ein paar Gebete.
Hier hilft einfach nur Übung, Training und Routine.

Von ernie-troelf

Vespa V50 | Yamaha SR 500 | Honda CRF 250L | Honda NC 700S | Beta Rev3

8 Kommentare

  1. Das klingt hoch spannend! Ich werde es also auch mal auf meine To do Liste setzen müssen… Weil grad Driften lässt mich immer recht unrund werden. Schon, wenn ich dran denke.

  2. Hui, wenn man die Bilder der Kartstrecke so sieht, könnte man nicht meinen das das ohne weiteres Möglich ist. Das müssen heiße Drifts gewesen sein 🙂

  3. Klasse Bericht!
    War auch schon des öfteren in Marktl beim Gummi geben. Macht nen heiden Spaß und die Erklärungen vom Hans sind verständlich und gut umzusetzen. Die paar Euro mehr für die Sidi-Leihstiefel mit Stahlschleifer sind es allemal wert!!!

  4. toller Bericht über das Rennen in Marktl. Da muss ich wohl auch mal wieder hin. Durch den Beitrag hab ich wieder voll Lust bekommen 🙂 Viele Grüße

  5. Supermoto Training in der Karthalle, hab ich ja auch noch nicht gesehen 😀 scheint garnicht so verkehrt zu sein, sowie manch einer mit seiner 1290m fährt…

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